Wirtschaftliches Umfeld
Information checkedInformation geprüft Wirtschaftliches Umfeld
Die Coronapandemie hat die globale Wirtschaft im Berichtsjahr in eine schwere Rezession gestürzt. Den Regierungen und Zentralbanken ist es gelungen, den Schock abzufangen. Nach Einschätzung der OECD dürfte das Bruttoinlandprodukt erst Ende 2021 sein Vorkrisenniveau wieder erreichen.
Internationale Perspektiven
Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie haben 2020 deutliche Spuren in der globalen Konjunktur hinterlassen. Zwar hatten sich die entwickelten Volkswirtschaften nach einem Dämpfer im Frühjahr über die Sommermonate deutlich erholen können, aber die Verluste aus dem ersten Halbjahr konnten nicht wieder wettgemacht werden. Verstärkt wurde dies durch eine zweite Coronawelle. Die Pandemie wird auch 2021 die Entwicklung der globalen Wirtschaft massgeblich bestimmen. Zudem schwelt der Handelsstreit zwischen den USA und China weiter. Mit einer raschen Lösung dieses Konflikts ist auch unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden nicht zu rechnen.
USA
Die Coronapandemie hat die US-Wirtschaft im Frühjahr 2020 in eine Krise gestürzt, Millionen Menschen verloren ihre Arbeit. Zwar hat nach dem Lockdown eine rasche wirtschaftliche Erholung begonnen, diese ist aber aufgrund der erneuten Verschärfung der Pandemie und Verlusten beim Realeinkommen der Haushalte gegen Ende 2020 wieder ins Stocken geraten. Ein Konjunkturpaket in Höhe von USD 900 Mia. wird die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Quartalen kräftig unterstützen. Der Wachstumsimpuls wird für 2021 / 22 auf 1.7 beziehungsweise 0.7 Prozentpunkte geschätzt. Nachdem die Demokraten nun auch im Senat über eine knappe Mehrheit verfügen, wird allgemein sogar mit einem weiteren Stimulierungsprogramm gerechnet. Die amerikanische Notenbank hat ebenfalls angekündigt, alles zu tun, um den Aufschwung zu unterstützen und die Beschäftigung zu maximieren. Dafür wird sie ein temporäres Überschiessen der Inflation zulassen.
Euroraum
Besonders stark getroffen hat die Coronapandemie die Eurozone. Während die Wirtschaft in den USA im ersten Halbjahr um 10 Prozent eingebrochen ist, war es hier ein Minus von 15 Prozent. Aus der Not heraus haben die Regierungen mit aussergewöhnlichen Anstrengungen auf die Krise reagiert. Die EU hat die Fiskalregel vorübergehend ausser Kraft gesetzt und zur Unterstützung der Mitgliedsländer einen Wiederaufbaufonds in Höhe von EUR 750 Mia. beschlossen. Die epidemiologischen Voraussetzungen werden sich im Frühjahr wieder verbessern und mit den fortschreitenden Impfkampagnen sollte ab dem zweiten Quartal 2021 mit einer Erholung der wirtschaftlichen Aktivitäten zu rechnen sein. Die Fiskalpolitik im Euroraum dürfte weiterhin sehr expansiv ausgerichtet bleiben.
Schweiz / Liechtenstein
Im Gegensatz zu anderen Ländern hat sich der Arbeitsmarkt in der Schweiz und in Liechtenstein während der Coronakrise sehr robust gezeigt. Trotzdem gab es auch hier Lohneinbussen, bedingt etwa durch Kurzarbeit. Inwieweit die Auswirkungen der Pandemie das Lohnwachstum längerfristig belasten, bleibt abzuwarten.
Für kleine und offene Volkswirtschaften wie die Schweiz und Liechtenstein wird die Erholung wesentlich davon abhängen, wie sich die Nachfrage bei den wichtigsten Handelspartnern entwickelt. Die hiesige Wirtschaft dürfte auch von den fiskalischen Impulsen in den USA und im Euroraum profitieren. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass die Wertschöpfung bis Ende 2021 wieder Vorkrisenniveau erreichen könnte.
Finanzplatz Liechtenstein
Die Coronapandemie führte zu Verwerfungen in der Realwirtschaft. Die Auswirkungen auf den liechtensteinischen Finanzsektor haben sich 2020 jedoch in Grenzen gehalten. Nachdem die verwalteten Kundenvermögen im ersten Quartal deutlich zurückgegangen waren, konnten sich diese bis zum Ende des Jahres wieder weitgehend erholen. Die Rate an notleidenden Krediten ist leicht angestiegen. Im Vergleich zu anderen europäischen Banken sind liechtensteinische Finanzinstitute aber immer noch überdurchschnittlich kapitalisiert und haben eine tiefe Kreditausfallquote. Die Zahl an ausgefallenen Krediten könnte sich 2021 allerdings erhöhen. Zusätzliche Herausforderungen für den Finanzsektor liegen in den bereits seit Längerem bekannten Bereichen wie Digitalisierung, Negativzinsen oder geopolitische Konflikte.
Aus der Sicht der Finanzstabilität ist Liechtenstein aufgrund solider Fiskaldaten und der hohen Kapitalisierung des Finanzsektors aber nach wie vor gut für die Aufgaben der Zukunft gerüstet.
Zinsen
Ein Ende der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken ist weiterhin nicht zu erwarten. Neben den angelsächsischen Zentralbanken haben auch die Notenbanken in den Schwellenländern die Zinsen reduziert. Ausserdem wurden die Wertpapierkäufe noch einmal ausgeweitet. Die Europäische Zentralbank (EZB) beispielsweise hat im Dezember den Umfang der Wertpapierkäufe im Rahmen des Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) um EUR 500 Mia. auf insgesamt EUR 1'850 Mia. aufgestockt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hält ebenfalls an ihrem expansiven geldpolitischen Kurs fest. Zudem hat sie betont, dass sie auch Deviseninterventionen weiter in Betracht zieht – dies obwohl die SNB im Dezember 2020 von den USA offiziell als «Währungsmanipulator» eingestuft wurde. Mit Zinserhöhungen ist bis Ende 2022 nicht zu rechnen. EZB und FED haben dies in ihrer Forward Guidance, mit welcher sie ihre künftigen geldpolitischen Absichten kommunizieren, bekräftigt.
Währungen
An den Devisenmärkten sorgte 2020 vor allem der sinkende Kurs des US-Dollars für Aufsehen. Eigentlich gilt dieser nach wie vor als Leitwährung Nummer eins, die gerade in Krisenzeiten von den Anlegern gesucht wird. Doch mitten in der schärfsten globalen Rezession seit den 1930-Jahren verlor der US-Dollar gegenüber den wichtigsten Handelspartnerwährungen innerhalb weniger Monate mehr als 8 Prozent seines Wertes. Für die Schwäche des Dollars gibt es mehrere Gründe. Dazu zählen etwa die expansive Geldpolitik der US-Notenbank im Zuge der Covid-19-Pandemie, die hohe Staatsverschuldung der USA sowie die gestiegene Risikofreude am Finanzmarkt.
Während der US-Dollar seine Bedeutung als sicherer Hafen im Berichtsjahr grösstenteils eingebüsst hat, war der Schweizer Franken weiterhin als solcher gefragt und wird dies wohl auch 2021 bleiben. Somit dürften zusätzliche Interventionen der Schweizerischen Nationalbank nötig sein, um den Aufwertungsdruck zu mindern; dies gilt vor allem gegenüber dem Euro. Der Wert des Frankens wird von der EZB-Geldpolitik bestimmt. Zwar hat auch die europäische Gemeinschaftswährung 2020 deutlich an Wert gewonnen, der Schweizer Franken bleibt aber überbewertet. Damit dürfte ein Eurokurs von CHF 1.20 weiterhin nicht realistisch sein.
Aktienmärkte
2020 wird als ausserordentlich schwieriges Börsenjahr in die Geschichte eingehen. Aufgrund der grossen Verunsicherung im Zuge der Coronakrise kam es im Februar / März des Berichtsjahres zu erheblichen Kursverlusten. Eine stark unterstützende Geldpolitik mit tiefen Zinsen und massiven Wertpapierkäufen sowie staatlichen Fiskalpaketen in bisher ungeahntem Ausmass hat in den darauffolgenden Monaten dazu geführt, dass sich die Kurse mehrheitlich wieder erholten, obwohl die Pandemie in der Realwirtschaft tiefe Spuren hinterlassen hatte. Zum Ende des Berichtsjahres haben positive Impfstoffneuigkeiten sowie der klare Ausgang der US-Wahlen die Zahl an Unsicherheitsfaktoren weiter reduziert. Da die Zentralbanken ihre expansive Geldpolitik noch längere Zeit fortsetzen werden, bleibt der Anlagenotstand bestehen. Aktien bieten somit auch 2021 eine gute Alternative. Im Frühjahr 2020 hat sich aber einmal mehr gezeigt, dass Aktienanlagen kurzfristig stark an Wert verlieren können.